Engerlinge – Gefrässige Wühler und was Sie tun können

Engerlinge im Garten: Freund oder Feind?

Neben Regenwürmern, Pilzen und Wühlmäusen gehören Engerlinge verschiedener Käferarten zu immer wiederkehrenden Bewohnern des Gartens. Um ihre Gefährlichkeit oder Ungefährlichkeit richtig einschätzen zu können, sollte man Käfer verstehen lernen. Dieser Blogeintrag hilft Ihnen dabei.

Die Artenvielfalt unter den Käfern ist gigantisch und wunderschön anzusehen. Daher steht auch nicht unbedingt fest, ob ein Auftreten von Käfern, respektive Engerlingen, im Balkonkübel eine schädliche Wirkung auf die Pflanzen darin haben. Denn, auch wenn einige Käferarten die längste Zeit ihres Lebens als Engerlinge erleben, so ernährt sich nur ein Teil davon von lebenden Pflanzenteilen. Dies beträfe dann die Wurzeln oder Knollen. Ansonsten sind Engerlinge und andere Larvenformen der Käfer spezialisiert auf die Verdauung von halb verrotteten Baumwurzeln, Mulm und – weithin bekannt – von Dung, welcher vom Heiligen Pillendreher als Dungpille durch die Landschaft gerollt und im Boden als Nahrung für seine Larven dient.

Wichtige Bedeutung in der Natur

Käfer und Engerlinge haben daher eine wichtige ökologische Bedeutung in der Natur – so auch die schädlichen – nicht zuletzt bei der Humusbildung und der Freisetzung von Nährstoffen in Böden. Problematisch wird es beim Käfer, dessen Larve oder der ausgewachsene Käfer selbst sich an lebendigem Pflanzengewebe oder Pflanzensäfte gütlich tut. Das sind z.B. der Heldbock (Familie Cerambycidae), der Borkenkäfer (Familie Scolytinae) oder der Dickmaulrüssler (Familie Curculionidae), sowie der Kartoffelkäfer (Familie Chrysomelidae). Diese sind bzw. waren gefürchtete Schädlinge im Forst, im Gartenbau und in der Landwirtschaft.
Die grössten Brummer in unseren Gefilden sind mit bis zu 8 cm Körperlänge der Hirschkäfer, der Nashornkäfer (4 cm), der Maikäfer und Laufkäfer mit bis zu 3,5 cm Körperlänge. Nicht jede Käferart durchlebt ein Engerling-Stadium. Bei denen, die das tun, ist eine Unterscheidung wichtig, bevor Massnahmen zur Bekämpfung in Betracht gezogen werden. Denn die nützlichen Engerlinge sind geschützt. Grundsätzlich gilt: Engerlinge gehören bei uns immer zu den Blatthornkäfern (Scarabaeoidea) oder Schröter-Käfern (Lucanidae).

Grosse Brummer

Das sind:  Maikäfer, Junikäfer, Gartenlaubkäfer, Rosenkäfer, Nashornkäfer sowie der Hirschkäfer (Lucanidae). Alle sind sehr mobil und suchen sich zu Ihrer Paarungszeit in lauen Frühjahrs- und Sommernächten ihre Eiablageplätze aktiv aus – darunter zählt potenziell auch Ihr Pflanzentrog auf der Terrasse, in dem Ihre Palme wächst.

Der bis zu 11 cm lange Hirschkäfer-Engerling benötigt pilzmürbes Totholz und wird auch wegen der mehrjährigen Entwicklungszeit im Kübelsubstrat wohl eher nicht zu finden sein. Er bevorzugt den Forst. Zudem ist er streng geschützt.

Die bis zu 7 cm langen Nashornkäfer-Engerlinge und bis 4 cm langen Rosenkäfer-Engerlinge ernähren sich ebenfalls von Weissfäulepilzen und dem pilzmürben Totholz.

Ab wann wird es für die Pflanzen schädlich?

Schädlich für ihre Pflanzen wird es bei Maikäfer, Junikäfer und dem Gartenlaubkäfer. Diese fressen an lebenden Wurzeln und führen in Pflanzkübeln oder Hochbeeten zu einem Wachstumsstopp und verwelkten Pflanzen. Um Engerlingsbefall zu prüfen, vergraben Sie einen halben Apfel und ein Stück getrocknetes Weissbrot oberflächlich in das Kübelsubstrat. Diese locken Engerlinge an. Prüfen Sie nach einem Tag, ob Apfel oder Brot angefressen wurden. Finden Sie Engerlinge, gibt es zwei Hauptmerkmale, um schädliche Engerlinge von den nützlichen zu unterscheiden:

  1. Misst der ausgewachsene Engerling maximal 6 cm, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der drei Schädlinge (Maikäfer bis 6 cm, Junikäfer bis 3 cm, Gartenlaubkäfer bis 2 cm).
  2. Das Kriechverhalten verrät die Larven. Finden Sie Engerlinge in Ihrem Blumenkübel, legen sie diese auf einen flachen Untergrund. Flüchtet der Engerling auf dem Rücken gestreckt davon, handelt es sich um einen nützlichen Engerling. Setzen sie Ihn zurück, er schliesst Ihren Pflanzen Nährstoffen auf und lockert den Boden. Kriecht der Engerling auf dem Rücken und bleibt aber C-förmig gekrümmt, ist es ein Maikäferengerling. Kriecht der Engerling in gestreckter Haltung auf dem Bauch davon, handelt es sich um Junikäfer oder Gartenlaubkäfer. Im Zweifel holen Sie sich für die Bestimmung fachliche Hilfe ins Haus.

Terry Tipp

Im Fall schädlicher Engerlinge sollten Sie das Substrat im Kübel komplett erneuern und versuchen, den Wurzelstock gänzlich von Substrat zu befreien. Sammeln Sie alle Engerlinge konsequent ab. Die schädlichen Larven sind beliebte Leckerbissen für Amsel, Igel und Co.  Halten sie den befreiten Wurzelstock bei Gehölzen und krautigen Nahrungspflanzen (z.B. Gurken) immer feucht und vor direktem Sonnenlicht geschützt, bevor Sie ihn sofort wieder einpflanzen. Je nach Stärke des Wurzelschadens und Pflanzenart, besteht mit einer guten Bewässerung so noch die Chance auf ein Wiederanwachsen und Erholen der Pflanze.

Geht Ihnen dieser Aufwand zu weit, informieren sie Sich im Fachhandel über Möglichkeiten der Engerlingsbekämpfung. Hier stehen biologische Präparate zum Giessen bereit.

Terre Suisse wünscht Ihnen viel Erfolg beim Gärtnern!